Mai 2021

Hingabe

Die Rapsblüten in großer Schar
singen ihre Lieder
aus wohlgeformtem Blütenmund
entströmt leuchtend gelb ihr Übermut

sie wiegen mit Lust sich
in aller Winde Launen
ein paar nur mitten unter ihnen
wollen nicht und staunen lieber still

alle aber strecken sich zum Himmel hin
und laben sich am Blau und am Sonnenlicht
um kraftvoll sich zu verschenken
in gelbstrahlend Hingabe, als größten Sinn

April 2021

Waldstreunen

weit ab von allem und von sich
nur sein
im Wesentlichen vagabundieren
sich dem Moosgrün anvertrauen
versinken im Erdpuls
langsam heil bleiben können
im weitergehen Bäumen lauschen
und alles verstehen
aus dem Herznabel atmen
innehalten und Bedeutsames finden
die Füße nackt in feuchter Erde wurzeln

März 2021

Am Morgen

Gleich zu Sonnenaufgang
sinkt die Mondin in meinen Bauch
und ruht
im Auf und Ab meines Atems

ich umarme die Sonne
löse mich auf in warmes Goldlicht
und bin doch fest in meinem Frauenleib
Teil der Welt

ein Mensch wie du
Urwissen in einer Seele
umhüllt von Fleisch und Haut
und blutrot schlägt mein Herz
wie deins

Ach

Dieses Ach,
das ich so gerne an dein Herz flüstere.

Als allumfassenden Ton,
als grundlegendes Seufzen,

als ein Loslassen nach einem Moment Vollkommenheit,
ein Ausatmen nach kleiner Vollendung,
ein Einatmen als Neubeginn.

Dieses Ach leg ich dir gelegentlich
einfach so an dein Herz.

Ja, wir sind uns Vieles,
und Vieles sind wir nicht

Ach

(Gedicht aus dem Lyrikband „Herzatem“)

Herzasche und Frauenflügel

Statt all der gemeinsamen Feuerzungen
züngelt mein Herz Feuer in allen Farben allein.

In mir ist brennend Frauenschmerz.
Und bei dir?

Uns ist die Liebe ausgebrannt.
Herzfeuer schon kalt in Asche.

Kein Phönixflug für uns,
nur Flüge getrennt in zweierlei Welten.

Ich mit Frauenflügel, Herzatem
und Wurzeln aus tiefer Erde.

Du mit Phantasien,
vielleicht irgendwann geerdert wahr sogar.

(aus dem Lyrikband „Herzasche und Frauenflügel“)

Osmose

Im Gefälle alle Teile,
uns die Liebe hypertonisiert.
In groben Laugen
nur noch Lieblosigkeiten neutralisieren.
mir werden die Träume von uns
bitter, sauer, grau
und überall diffuser.

Und schrumpfen haltlos Liebeszellen.

Ich such für uns nach Lösungen
und wir lösen uns schon auf,
im Trüben.

Wie schaumgeboren einst,
die Hoffnung schimmernd,
schäumen jetzt Blasen,
garstig matt in algengrün.

Jetzt will mir die Osmose nicht mehr gelingen.

Doch wie lang können wir noch
ausgelaugt in Laugen schwimmen?

(aus dem Lyrikband „Herzasche und Frauenflügel“)

Herzgeflechte

… wir beide fügen uns das Schicksal zusammen
pflanzen strebsam Träume in aufgewühlte Erden
erst wachsen unsere Seelengewebe schön
mit Wolkenschaum und Perlen dran

dann reifen fleischgewordene Früchte im tiefen Bauch der Erde
darüber verzweigen sich erste Komplikationen …

(Auszug aus dem Gedicht „Herzgeflechte“, aus dem Lyrikband „Herzasche und Frauenflügel“)

Die Nacht

… und Nacht für Nacht steigen Träume auf,
die meisten verschwinden auch schnell wieder.
Doch Träumen lässt sich üben
und Träume versammeln sich gern…

(Auszug aus dem Gedicht „Die Nacht“, Lesung bei der Sommerlesereihe des Literaturkreises Podium, 6. Juli 2020)

Resonanzen

Die Resonanz entspringt dem
unmittelbarem Gleich und Gleich

nur ein kurzes Jetzt
so groß und ganz
wir erahnen: ja wir könnten
und so viel mehr…

vorher, nachher: Illusion
und dazwischen alles echt
wir bleiben, ja
am sattesten nur im jetzt

und bilden feinste Verästelungen
ins Gestern und Morgen

nachgiebig weich
unter unserer Haut
Träume aus Tiefen und Nächten
landen im Himmelblau

schnell nachwachsend
direkt aus Erden und Herzen

(Gedicht aus dem Lyrikband „Herzatem“)

Nur

Wir haben die Liebe
nicht vollendet.
Nur geträumt
und ganz und gar uns berührt.

Nur in Stücken gelebt
und bis an die Herzhaut entkleidet.

Nur Wünsche größer, als das was ist
und hinein in transzendentale Versprechen.

Nur stundenweise gemeinsam geatmet
und immer noch unauslöschlich etwas bewahrt.

Nur geborgt aus unserem Leben
und nicht vollendet Gemeinsamkeit im Ganzen.

Nur.
Das ist doch eigentlich viel.

(Gedicht aus dem Lyrikband „Herzatem“)