April 2022

Glauben

Unter einer dichten Hautschicht blumenbunter Hoffnung
wächst der Baumfrieden meine Wirbelsäule entlang

mit dem ganzen Vergnügen aus dem Herznabel
fügt sich der Frühling grad so gut in meine Stimmung

ich schlendere den Lebensweg entlang
und entdecke mir hie und da ein Wunder

allen Widrigkeiten zum Trotz
glaube ich an die Liebe

März 2022

Durchgedreht

Die Füße links links links
kennen den Weg
die Vorfreude sprudelt weiter weiter weiter
herum immer schneller kreisen
drehen drehen drehen in eine Innigkeit

ich führe mich und lasse mich führen
lasse mich
lasse mich tanzen
lasse mich alles lassen
lasse mich kreisrund und kreise mich rund

alles dreht sich in mir zurecht
dreht sich hinaus
dreht sich hinein
ja ganz hinein
links herum wirbelnde Leichtigkeit
pralles Vergnügen

Ich bin so
genau so und jetzt
drehe fließend von einem Moment
zum nächsten
ich bin mir Zentrum
Sprudel
Quelle
kraftvolle Ruhe und rundherum die Welt

das Vergnügen immer noch prall
ist tief eingesunken eine Kraft
Blicke halten sich nicht mehr fest
ziehen nur frei vorüber
meine Arme tanzen Rituale
nehmen und lassen und schenken
mein Herz ist weit weit weit
rot erblüht von Glückseligkeit
mein Nabel ankert meine Lebendigkeit
ich bin mir selbst nah und ganz
und frei frei frei

so beende ich diesen Tanz
steh still und leuchte aus meinen Augen

Februar 2022

Resonanzen


Die Resonanz entspringt dem
unmittelbarem Gleich und Gleich   

nur ein kurzes Jetzt
so groß und ganz
wir erahnen ja wir könnten  
und so viel mehr …

vorher nachher Illusion
und dazwischen alles echt
wir bleiben ja  
am sattesten nur im jetzt

und bilden feinste Verästelungen
ins Gestern und Morgen

nachgiebig weich
unter unserer Haut
Träume aus Tiefen und Nächten
landen im Himmelblau

schnell nachwachsend
direkt aus Erden und Herzen

aus: „Herzatem“, Gedichtband erschienen 2021 bei edition libica

Jänner 2022

Die Bogenschützin

Ich bade wieder in Wolken
durchtränke Gedanken mit Himmelsduft
ein Labsal für meine Seele
ich reite auf Kameldelfinen und werde selbst
Chimäre und tauche
weit über Baumkronen in Visionen
Sorgen haben kein Gewicht
alles lässt sich luftig leicht gestalten
in grenzenloser Weite etwas
entdecken
ohne Wenn und Aber suchen und spüren
Wirklichkeiten gedanklich ausprobieren
Fantasien annehmen und modellieren
und neue Fragen sprießen sehen
aus alten Antworten und dann
stimmt einen Moment alles
das ist glücksam wunderschön

so berauscht vom Himmelsblau
vom freien Flug
lande ich mit tausenden Ideen
will sie noch ohne Worte lassen
nur mit vollem Herzen tief einatmen
und froh mich wappnen
mit Kraft und Mut und
aufgewirbeltem Wissen
ausatmen vor dem nächsten Schritt
dann spanne ich wieder meinen Bogen
empfinde Dankbarkeit
schreite los
und folge meinem Plan

Dezember 2021

Panta rhei

Das Aufgewühlte ordnet sich neu
eine Hand am Kaleidoskop
die andere wischt Tränen weg
 
Erinnerungen bekommen neue Gestalt
Fragen, Ahnungen. ein paar Antworten
noch mehr Fragen
Das Warum ist erst oft dabei, dann
verblasst es in Wolken
Gedanken potenzieren sich
zielen ins Innerste
wühlen im Lebenssinn und in der Liebe
Erkenntnisse formieren sich

Jetzt alle Sinne konzentrieren
nicht stramm ziehen
nur prall fokussieren auf das was ist
einen Moment alles wahrlich spüren
und dann alles lassen

Ja ich kann Halt finden, ruhen – auch im Nichts
mir das Gewahrsein sinnlich bewahren
im Lebenspuls

Panta rhei

November 2021

Frauen

sind Universum
Quelle der Menschheit
Wiege des Lebens
und des Urwissens
Urnahrung aller Herzen

Frauen sind lebendige Nacht
ursprünglichste Umarmung
und als keimende Zellen
im Urkosmos Frau
entstehen auch alle Männer

Frauen pulsieren
sind umfassend schön
spüren weit hinaus
denken stark
mit mächtigen Wurzeln

Männer können das auch
doch wollten sie die Oberhand
schufen das Patriarchat
streben aufwärts und rissen alle Zepter
an sich

scheuten dann weder Lüge
noch Gewalt
im Keim universeller Kränkung
wähnen sich im Recht
bis heute

aus Frauenwunden fließt blutrot Lava
besudelt fruchtbare Erde
Schreie glühen
erheben sich zu den Sternen
brennen Schuld in Seelen

Menschen aber werden weiter getragen
von Frauen die laut und leise rebellieren
zornig bersten und vergeben
heilen und heil werden
aufstehen und vorwärts gehen

die die Mysterien allen Lebens
bergen und ausbrüten
kampfbereit immer weiter lieben
denn die Welt kann nur gedeihen
umarmt von Frauenkraft

Oktober 2021

Ode an die Liebe

Die Liebe ist
des Menschen Wesenskern.
Sie ist Quelle, Antrieb, Sinn.

Sie erblüht vielfältig,
oft mit der Idee der Ewigkeit,
die dann doch wieder
welkt und anderswo
neu Knospen treibt.
Sie verführt leichtherzig als Liebelei
macht lebendig, mutig, schön.
Sie prickelt uns über Haut und Herz,
weckt Sehnsüchte nach Zweisamkeit,
lässt uns eintauchen
in endlose Umarmung.

Im Innersten berührt die Liebe uns
in wahrhaften Begegnungen
als tiefe Verbundenheit,
als große Gabe, die wir teilen wollen,
als Ahnung allen Ursprungs.

Das ganze Gedicht findet sich im Lyrikband „Herzatem“

September 2021

Herzsehen

Hinter Kleidern. Worten, Taten, Haut
hindurch ein klarer Blick
dann ist da ganz tief
nur ein Ursprung rot pochend
gleich und anders auch

wo jetzt heraus ragt das Garstige
das Grausame und sogar das Bitterböse
da war zu Beginn auch einst das Schöne
der Ursprung wie bei dir ein Wunder
dann kam der Schmerz und noch einer und …

ja uns alle ergreift das Leben
wir gedeihen und verderben
zerbrechen heilen oder nicht …
und wachsen irgendwie
Ereignisse werden zu Biografien

Menschenherzen fügen sich
zart grob fein rau samtig weich fest hart
verschlossen löchrig  glühend kalt
strahlend taub bunt grau duftend …
doch immer pulsiert darin die Sehnsucht rot

alle sind mit Wunden
bei günstigem Schicksal und Mut heilt viel Schmerz
aus Narben entstehen Entscheidungen
Vergebung gelingt oder bekommt eine neue Gelegenheit
manches bleibt blutrot braucht ewigen Trost

im Innersten bewahrt bleibt oft ungesehen das Wunder
klitzeklein ein Funke mit der Idee des Feuers
der klare Blick kann uns gelingen
wir können das eigene und andere Herzen erkennen
darin tausend Geschichten spüren und sehen

aus der Sammlung „von Menschen“


August 2021

Die Nacht

Zeit der Dunkelheit und Zeit der Träume

Zeit der Ruhe
wenn unser Bewusstsein mit der Sonne
unter den Horizont gleitet
oder Zeit der Ungeheuer
wenn Ängste sich dehnen und machtvoll
sich alle Schwächen
gegen uns richten

die Nacht ist uns
eine Lebenskonstante
vertraut verlässlich
immer wiederkehrend
ob herbeigesehnt oder gefürchtet
ist sie unabwendbar

Sie dringt in unser Innerstes
verdichtet was ist
hält Geheimnisse bereit
und es lassen sich Geheimnisse in ihr
verbergen
manche gar für immer

und Nacht für Nacht steigen Träume auf
die meisten verschwinden schnell wieder
doch träumen lässt sich üben
und Träume versammeln sich gern

Die Nacht in ihrer Stille
hält viel für uns bereit
das Gute und alle Schrecken
und uns selbst
und irgendwo immer auch
die Liebe

versenken wir uns
in nächtliche Zustände
Stimmungen und Wahrheiten
lassen uns fallen in ihre Notwendigkeit
die Nacht ist uns Ruhestätte
Erkenntnisquelle Liebesnest

sie lüftet Dunkelheit
mit hellen Visionen
erlaubt uns Blicke
auf die in uns glühenden Träume
lässt die Sprache der Sterne
uns verstehen


Lesung bei „Die Nacht“ – Sommerlesereihe 2020 des Literaturkeises Podium im Cafe Prückel


Juli 2021

Vom Gelingen

Hell voran schreiten
die Bewegung ist dem Gelingen
schon enthalten
wie das Licht
und der Duft nach Linden

eine Aufmunterung
eine Hoffnung
ein Ankommen in Sicht
wohlig steigt ein Lächeln auf
ja es wird gut

und wenn nicht
schält sich die Enttäuschung
und darunter liegt ein Schmerz
umarmt von Trauer
und es folgt ein notwendiges Ruhn

dann weitet sich wieder hell die Zuversicht
und es erwacht der Duft der Linden
in mir erblüht zartgrün Dankbarkeit
jetzt sprießen auf Feldern der Niederlagen
die allerschönsten Blumen