Dezember 2021

Panta rhei

Das Aufgewühlte ordnet sich neu
eine Hand am Kaleidoskop
die andere wischt Tränen weg
 
Erinnerungen bekommen neue Gestalt
Fragen, Ahnungen. ein paar Antworten
noch mehr Fragen
Das Warum ist erst oft dabei, dann
verblasst es in Wolken
Gedanken potenzieren sich
zielen ins Innerste
wühlen im Lebenssinn und in der Liebe
Erkenntnisse formieren sich

Jetzt alle Sinne konzentrieren
nicht stramm ziehen
nur prall fokussieren auf das was ist
einen Moment alles wahrlich spüren
und dann alles lassen

Ja ich kann Halt finden, ruhen – auch im Nichts
mir das Gewahrsein sinnlich bewahren
im Lebenspuls

Panta rhei

November 2021

Frauen

sind Universum
Quelle der Menschheit
Wiege des Lebens
und des Urwissens
Urnahrung aller Herzen

Frauen sind lebendige Nacht
ursprünglichste Umarmung
und als keimende Zellen
im Urkosmos Frau
entstehen auch alle Männer

Frauen pulsieren
sind umfassend schön
spüren weit hinaus
denken stark
mit mächtigen Wurzeln

Männer können das auch
doch wollten sie die Oberhand
schufen das Patriarchat
streben aufwärts und rissen alle Zepter
an sich

scheuten dann weder Lüge
noch Gewalt
im Keim universeller Kränkung
wähnen sich im Recht
bis heute

aus Frauenwunden fließt blutrot Lava
besudelt fruchtbare Erde
Schreie glühen
erheben sich zu den Sternen
brennen Schuld in Seelen

Menschen aber werden weiter getragen
von Frauen die laut und leise rebellieren
zornig bersten und vergeben
heilen und heil werden
aufstehen und vorwärts gehen

die die Mysterien allen Lebens
bergen und ausbrüten
kampfbereit immer weiter lieben
denn die Welt kann nur gedeihen
umarmt von Frauenkraft

Oktober 2021

Ode an die Liebe

Die Liebe ist
des Menschen Wesenskern.
Sie ist Quelle, Antrieb, Sinn.

Sie erblüht vielfältig,
oft mit der Idee der Ewigkeit,
die dann doch wieder
welkt und anderswo
neu Knospen treibt.
Sie verführt leichtherzig als Liebelei
macht lebendig, mutig, schön.
Sie prickelt uns über Haut und Herz,
weckt Sehnsüchte nach Zweisamkeit,
lässt uns eintauchen
in endlose Umarmung.

Im Innersten berührt die Liebe uns
in wahrhaften Begegnungen
als tiefe Verbundenheit,
als große Gabe, die wir teilen wollen,
als Ahnung allen Ursprungs.

Das ganze Gedicht findet sich im Lyrikband „Herzatem“

September 2021

Herzsehen

Hinter Kleidern. Worten, Taten, Haut
hindurch ein klarer Blick
dann ist da ganz tief
nur ein Ursprung rot pochend
gleich und anders auch

wo jetzt heraus ragt das Garstige
das Grausame und sogar das Bitterböse
da war zu Beginn auch einst das Schöne
der Ursprung wie bei dir ein Wunder
dann kam der Schmerz und noch einer und …

ja uns alle ergreift das Leben
wir gedeihen und verderben
zerbrechen heilen oder nicht …
und wachsen irgendwie
Ereignisse werden zu Biografien

Menschenherzen fügen sich
zart grob fein rau samtig weich fest hart
verschlossen löchrig  glühend kalt
strahlend taub bunt grau duftend …
doch immer pulsiert darin die Sehnsucht rot

alle sind mit Wunden
bei günstigem Schicksal und Mut heilt viel Schmerz
aus Narben entstehen Entscheidungen
Vergebung gelingt oder bekommt eine neue Gelegenheit
manches bleibt blutrot braucht ewigen Trost

im Innersten bewahrt bleibt oft ungesehen das Wunder
klitzeklein ein Funke mit der Idee des Feuers
der klare Blick kann uns gelingen
wir können das eigene und andere Herzen erkennen
darin tausend Geschichten spüren und sehen

aus der Sammlung „von Menschen“


August 2021

Die Nacht

Zeit der Dunkelheit und Zeit der Träume

Zeit der Ruhe
wenn unser Bewusstsein mit der Sonne
unter den Horizont gleitet
oder Zeit der Ungeheuer
wenn Ängste sich dehnen und machtvoll
sich alle Schwächen
gegen uns richten

die Nacht ist uns
eine Lebenskonstante
vertraut verlässlich
immer wiederkehrend
ob herbeigesehnt oder gefürchtet
ist sie unabwendbar

Sie dringt in unser Innerstes
verdichtet was ist
hält Geheimnisse bereit
und es lassen sich Geheimnisse in ihr
verbergen
manche gar für immer

und Nacht für Nacht steigen Träume auf
die meisten verschwinden schnell wieder
doch träumen lässt sich üben
und Träume versammeln sich gern

Die Nacht in ihrer Stille
hält viel für uns bereit
das Gute und alle Schrecken
und uns selbst
und irgendwo immer auch
die Liebe

versenken wir uns
in nächtliche Zustände
Stimmungen und Wahrheiten
lassen uns fallen in ihre Notwendigkeit
die Nacht ist uns Ruhestätte
Erkenntnisquelle Liebesnest

sie lüftet Dunkelheit
mit hellen Visionen
erlaubt uns Blicke
auf die in uns glühenden Träume
lässt die Sprache der Sterne
uns verstehen


Lesung bei „Die Nacht“ – Sommerlesereihe 2020 des Literaturkeises Podium im Cafe Prückel


Juli 2021

Vom Gelingen

Hell voran schreiten
die Bewegung ist dem Gelingen
schon enthalten
wie das Licht
und der Duft nach Linden

eine Aufmunterung
eine Hoffnung
ein Ankommen in Sicht
wohlig steigt ein Lächeln auf
ja es wird gut

und wenn nicht
schält sich die Enttäuschung
und darunter liegt ein Schmerz
umarmt von Trauer
und es folgt ein notwendiges Ruhn

dann weitet sich wieder hell die Zuversicht
und es erwacht der Duft der Linden
in mir erblüht zartgrün Dankbarkeit
jetzt sprießen auf Feldern der Niederlagen
die allerschönsten Blumen

Juni 2021

Tiefseeliebe

wir schwammen
frei mit Schwärmen
nicht in Meeren
doch in kleinen Seen
und wir verschwammen
ganze Nächte lang

und Schuppen fielen und
wuchsen schnell nach
wir trieben in Wellen
und trieben es in Wellen und
weilten dann
bis der Morgen kam

Mai 2021

Hingabe

Die Rapsblüten in großer Schar
singen ihre Lieder
aus wohlgeformtem Blütenmund
entströmt leuchtend gelb ihr Übermut

sie wiegen mit Lust sich
in aller Winde Launen
ein paar nur mitten unter ihnen
wollen nicht und staunen lieber still

alle aber strecken sich zum Himmel hin
und laben sich am Blau und am Sonnenlicht
um kraftvoll sich zu verschenken
in gelbstrahlend Hingabe, als größten Sinn

April 2021

Waldstreunen

weit ab von allem und von sich
nur sein
im Wesentlichen vagabundieren
sich dem Moosgrün anvertrauen
versinken im Erdpuls
langsam heil bleiben können
im weitergehen Bäumen lauschen
und alles verstehen
aus dem Herznabel atmen
innehalten und Bedeutsames finden
die Füße nackt in feuchter Erde wurzeln

März 2021

Am Morgen

Gleich zu Sonnenaufgang
sinkt die Mondin in meinen Bauch
und ruht
im Auf und Ab meines Atems

ich umarme die Sonne
löse mich auf in warmes Goldlicht
und bin doch fest in meinem Frauenleib
Teil der Welt

ein Mensch wie du
Urwissen in einer Seele
umhüllt von Fleisch und Haut
und blutrot schlägt mein Herz
wie deins